Baselbieter Markenzeichen | Kino Sputnik, Liestal

Niggi Messerli (54), Sohn eines Kunstmalers, absolvierte eine Ausbildung als Fotograf. Später befasste er sich mit Foto- und Videokunst und war Ausstellungsmacher. Seit 1979 leitet er das Liestaler Kulturhaus Palazzo und programmiert seit fünf Jahren das dortige Kino Sputnik.

Programmzeitung: Niggi Messerli, was ist denn das Besondere am Kino Sputnik?
Niggi Messerli: Es ist ein Teil des Palazzo-Kulturhauses und das einzige Studiokino im Kanton Baselland.

Wie wurde seinerzeit die Idee aufgenommen?
Anfangs kam viel Publikum aus Basel nach Liestal. Wir boten – früher als andere Kinos – besondere Filme abseits vom Mainstream an, und bei uns liefen die Filme unzensuriert.

Gibt es dafür ein Beispiel?
Etwa ‹Armee der Liebenden› (1979) von Rosa von Praunheim, ein Film zum Thema Homosexualität.

Woher kommt Ihre Leidenschaft für den Film?
Ich bin Fotograf und habe schon früh mit Filmprojekten geliebäugelt. Als das Palazzo-Projekt realisiert wurde, hatten wir die Idee, ein Kino zu integrieren. Und als das Cinémiroir in Basel liquidiert wurde, konnten wir für rund 3000 Franken das Mobiliar und die technische Einrichtung übernehmen. Der Projektor war bei uns noch zwanzig Jahre in Betrieb, jetzt ist er im Entrée des Sputnik aufgestellt.

Was hat sich für Sie als Kinobetreiber seit damals verändert?
Es gibt heute ein grösseres Angebot an guten Filmen. Allerdings muss man mehr um die Spielrechte kämpfen, weil die Konkurrenz grösser geworden ist.

Ist das breite Filmangebot in Basel ein Nachteil für Sie?
Nein, für uns ist es sogar ein Vorteil, wenn Filme in Basel gut laufen. Der Versuch, Filme vor Basel zu programmieren, hat sich auf den Besuch im Sputnik nicht günstiger ausgewirkt. Wir kündigen unser Programm frühzeitig an und wissen, dass unser Publikum gerne auf interessante Filme wartet. Auch weil es froh ist, nicht extra in die Stadt fahren zu müssen.

Wie orientieren sie sich über das Studiofilm-Angebot?
Ich besuche die Filmfestivals von Cannes und Locarno, wo die VerleiherInnen im Rahmen ihrer Trade-Show die neuesten Produktionen präsentieren. Natürlich ist auch das Publikumsverhalten ein wichtiger Gradmesser für mich.

Darf man fragen, ob sich der Aufwand rentiert?
Wir verzeichnen etwa 10000 Gäste pro Jahr, bei nur 62 Plätzen. Mit dem Landkino – das donnerstags ein eigenes interessantes Programm anbietet – geht die Rechnung kostendeckend auf. Den spielfreien Tag nutzen wir übrigens, um unseren jeweiligen Hauptfilm im Marabu in Gelterkinden zu zeigen. Mit Erfolg.

Wie sieht Ihr Publikum aus?
Das Gros ist wohl über dreissig Jahre alt, ein Teil davon ist mit dem Sputnik älter geworden.

Werden die übrigen Palazzo-Aktivitäten mit dem Kinoprogramm koordiniert?
Wir sind von diesen Ideen abgekommen, weil die Vernetzung unterschiedlicher Aktivitäten aus Termin- und Aufwandgründen einen Qualitätsverlust mit sich bringen würde.

Ein kurioses Merkmal des Sputnik ist die unmittelbare Nähe zum Bahnbetrieb ...
... wobei die Immissionen dank neuer Projektions- und Tonanlagen minimiert worden sind. Der Standort hat für mich sogar einen gewissen Reiz: Man fühlt sich in Bodennähe.

Wie würde Ihr Kino-Traumprogramm aussehen?
Es entspricht ziemlich genau dem heutigen. Das rein kommerzielle Filmangebot sagt mir nichts, und unser Publikum erwartet keine Anpassung daran. Ich mag schräge Komödien, französische Filme wie ‹Amélie de Montmartre› und Arbeiten von Woody Allen. Oder Dokumentarfilme zu interessanten Themen, wie etwa Cyrill Schläpfers ‹Ur-Musig›.

Was würden Sie gerne noch realisieren?
Eine Neubestuhlung wäre denkbar, ein eigener Sputnik-Filmverleih oder eine Beteiligung an Filmproduktionen reizvoll. Aber das ist zu kostenintensiv und risikoreich. Im Mai 2004 wird das Kulturhaus Palazzo 25 Jahre alt, und zu diesem Anlass werden wir sicher ein spezielles Programm präsentieren.

Kann man sagen, dass das Sputnik zu einem Baselbieter Markenzeichen geworden ist?
Das kann man so sehen. Jedenfalls höre ich immer wieder von Leuten – auch von nicht typischen KinogängerInnen – , dass sie zu uns kommen, weil sie sich voll auf die Qualität der gezeigten Filme verlassen.

Die Fragen stellte Michael Lang
Kino Sputnik, Kulturhaus Palazzo, Liestal, T 061 921 14 17