Ein
  wenig Geld können sie schon noch gebrauchen. Reich wird man hier
  nur auf ideelle Art. Dem Filmvorführer Johannes, der von Beruf Lehrer
  ist, gleitet das Filmband vorsichtig durch seine Hand. Wenn er den Streifen
  in die Ausgangsposition zerlegt hat, müssen die Rollen
  mit der Post morgen  
![]() mit freundlicher Genehmigung Foto Hans-Jürgen Siegert  | 
  
 "Baumhauses",
  das für alle einsehbar im Foyer der ehemaligen Schlosserei hochgebaut
  worden ist, emsig hin und her. Weil der Abstand zur Leinwand des anliegenden
  Saales eher kurz gerät, stellt sich die Projektion wieder einmal schwierig.
  Improvisation und der Charme kleiner Unzulänglichkeiten gehören 
  zum Anlass. Haimo, der heute für den Barbetrieb verantwortlich zeichnet, hat
  die Erfahrung, dass gerade dieses Unfertige 
einen
  wichtigen Teil der Atmosphäre
  bildet. Man könnte es sich sowieso nicht leisten, die Designerwüsten
  der Kommerziellen nachahmen zu wollen. Durch einen Hausdurchgang betritt man
  den Hinterhof, in dem die Kunst für die Fantasie bereits aus dem Vorhandenen
  lebendig wird. Der Film und die Freude daran stehen in seinem Mittelpunkt.
  Sicher schwingt noch etwas der Gegenentwurf politischerer Jahre mit, aber schon
  die offen  Auswahl steht für  "engagiertes Sehen" und nicht Agitation.
  Der Besucher trifft auf eine freundschaftliche Familie, das ,Dorf im Dorf’,
  wie es Haimo es nennt, der im Quartier auch sein Bleibe gefunden hat.Zu den beiden  Vorstellungen der ,Blechtrommel’ sind gestern und an diesem Karfreitag 
etwa
  60 Personen nach Kleinhüningen  gekommen.Kassier Simon und der  Dritte im Bunde fragt nach der Mitgliedschaft, welche den Ticketpreis um fünf  Franken reduziert. Die Beschaffung der  Kopien gestaltet sich aufwendig und bedeutet für nur zwei Abende einen nicht  refinanzierbaren Service (Verleih-, Urheberrechts- und Portogebühren). Der Schnauf der als  Verein organisierten Kinobegeisterten überdauert auch deshalb, weil Ab- und  Zugänge für die 
fortlaufende  Erneuerung der Energien sorgen (aus der Gründerzeit ist niemand mehr dabei),  und die Christoph Merian Stiftung mit einem Unkostenbeitrag bis vor kurzem  unter die Arme gegriffen hat. Alternativ  Spielstätten sind in der Schweiz vor ca. zwanzig Jahren als  Selbsthilfebewegungen entstanden und haben nicht selten spannende Wanderjahre  nicht etablierter Kultur hinter sich (hier: Alte Stadtgärtnerei, Union, lokale  Installationen). Johannes meint, dass das Klima für solche Projekte momentan  wieder am Leiden ist. 
Gerade der Kampf an  der Aufmerksamkeitsgrenze kann aber auch einen Schutz bieten (Auflagen,  Bewilligungen), sieht Haimo das Positive. Er hat Theke und Beamer, über den die  Geschichte auch im Foyer verfolgt werden kann, verlassen, um bis zur Pause mit  dem Publikum noch vor der Leinwand zu sitzen (welche hier eigentlich keine ist,  oder Kinoleinwände keine sein sollten 
 und ihre Auswechslung deshalb bevorsteht). Im Hinterhof ist es mittlerweile Nacht geworden. Nach 145 Minuten wird man bei einem Bierchen den Abend gemütlich ausklingen lassen

 


 
 
 