Hans-Rudolf Hertig hat 1956 bis 1958 die Anfänge des Marabu als Filmvorführer
  begleitet. Das Dorfschulhaus von 1822 wird vom Gärtnereibesitzer Emil
  Staeheli für 160 000 Franken gegen den Mitkonkurrenten des Restaurant
  Rössli ersteigert und zum Kino umfunktioniert. Als Exklusivität leistet
  man sich gleich nach Eröffnung ,Krieg und Frieden’, der ausnahmsweise
  zweieinhalb Wochen gezeigt wird (Regel eine Woche) und derart viele Leute anzieht,
  dass zusätzliche Sitzgelegenheiten gestuhlt werden müssen. Eine Vorstellung
  beginnt mit Wochenschauen (Schweizer Filmwochenschau, Fox tönende Wochenschau,
  Pathé-Journal) und ca. zehnminütiger Dokumentation (Sensationsreporte,
  Reiseberichte). In der Pause läuft Diawerbung und der Operateur erhält
  Gelegenheit, mitgebrachte Platten abzuspielen. An Konsumation oder Glacéverkauf
  mag sich Hans-Rudolf Hertig nicht erinnern. Über Mikrofon können
  Durchsagen an Zuschauer gemacht werden. Das Filmmaterial besteht aus entzündbarer
  Nitrozellulose, weshalb immer ein Eimer mit Asbestmatte bereitsteht, im Brandfall
  eine explosionsartige Ausbreitung zu verhindern. Die Streifen sind wegen ihrer
  Länge für den Transport auf mehrere Spulen aufgeteilt (Normalfall
  5-7 Stück à 15-25 Minuten Spielzeit) und benötigen zwei Apparate.
  Am Ende jeder Rolle befinden sich im Abstand von 7 Sekunden optische Zeichen
  (Punkte, Kreise oben rechts auf dem projizierten Bild). Mit der ersten Marke
  wird am ruhenden Projektor der Motor gestartet, beim zweiten Symbol durch Knopfdruck
  Licht und Ton auf den nun Aktiven umgeschaltet (überblendet), bevor an
  der anderen Maschine wieder die nächste Rolle eingerichtet werden kann.
  Zur Arbeit gehört ebenfalls das Ausfüllen des SUISA-Formulars. Der
Lohn eines Abends beträgt 14 Franken.
1957 werden von Ungarn-Flüchtlingen
16mm-Aufnahmen des Aufstandes gezeigt.
Das Gaunerstück ,Rififi’ von Jules Dassin muss der Zensurkommission
  vorgelegt werden und findet aus Angst, zu Nachahmung und Einbrüchen zu
  animieren, keine Zustimmung. Hans-Rudolf Hertig erzählt auch von eigenen
  Kinobesuchen und der Begeisterung, mit welcher die Landbevölkerung gerade
die Heimatfilme hautnah mitgefiebert hat.
    Gelterkinden, März 2006