traumkinobasel
Landkino

Damals, als unser Atem weniger hektisch ist und die Schritte noch kleiner sind. Und für unsere Saisonniers ein Kinoabend Familie ersetzt. Aber Ende der sechziger Jahre lockt plötzlich anderes: Urbanität, Premiere (bis ein Film vom Verleih freigegeben wird, ist er längst ausgequetscht), Breitwand, Tonqualität, Balkon und Fussfreiheit zieht das Publikum in die Center der Stadt. Während die Italiener mit nachgezogener Frau (und Kindern) jetzt zu Hause bleiben. Die einfachen Säle leeren sich, auf die Sitzreihen legt sich langsam der Staub. Ein Stück Dorfgeschichte ist abgespult.

traum kino basel
Durmenach/Sundgau
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Iris Pratteln
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Central Sissach
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Iris Pratteln
Werbeinserate von damals | Cinémas en Sundgau

`Am 28. April 1913 reichten Carmelo Puglisi und Konsorten in Liestal das Baugesuch für eine Kinematographen-Baracke auf Gerstersmatten (am heutigen Zegliweg) ein (…) Das Tecknauer Theater wurde als erster Filmpalast im Baselbiet mit einer Gebäudelänge von 18,65 m, einer Breite von 7 m (…) und mit rund 18 Sitzreihen à 8 Plätzen für insgesamt rund 120 Zuschauer pro Vorstellung konstruiert. Als erste Première sah man am 21. Juli 1913 Szenen aus dem italienisch-türkischen Kriege in Tripolitanien (dem heutigen Libyen), „die namentlich von den italienischen Besuchern mit grosser Begeisterung betrachtet wurden.“ Später tanzten die Stummfilmstars Pola Negri und Asta Nielsen über die Leinwand (…) Nach der Vollendung des Tunnelbaus (Hauenstein-Basistunnel 1913-1916) dürfte das Kino Tecknau bald wieder geschlossen worden sein. Genaue Angaben sind nicht eruierbar.`
(Heimatkunde Tecknau 1987) Hans A. Jenny




erhaltene Holzbestuhlung in Dornach










   

ROYAL
Am Fischmarkt 10 Liestal
1912-16.1.1938-Umnutzung Ladengeschäft

Lichtspiele Rheinfelden/Union/Radio/Moderne
Brodlaube 19 Rheinfelden
13.9.1913 mit 300 Plätzen als Lichtspiele Rheinfelden-1919-1928 Ciné Radio,1928-1929 Cinéma Union,1929-1935 Lichtspiele Rheinfelden,1935-1945 Cinéma Union,1946 als Cinéma Moderne Aufgabe wegen Rechtsstreit-Umnutzung Migros(heute Musikbar Manhattan)

DIANA
Im Steinenmüller 4 Münchenstein
28.11.1959-1969 Kinoneubau mit Kiosk+(Pächter-)Wohnung(Architekt Josef Thüring)mit 320 Plätzen-Familie Degen-Umnutzung Reparaturwerkstatt Radibus,Lebensmittelgeschäft-Umbau(Arztpraxis+Aufstockung zu Wohnhaus)

KINO BREITENBACH
Fehrenstrasse 46 Breitenbach
24.3.1961-31.8.1969-Kinoneubau mit(Operateur-)Wohnung(Architekt Scheidegger)mit 300 Plätzen-Familie Bill-Weber-Umnutzung evangelisch-reformierte Kirche Thierstein
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LÖWEN
Hauptstrasse 81 Waldenburg im Gasthof Löwen
1944-1969-Umnutzung Restaurant(Schlossgartensaal)

ELITE
Ecke Binningerstrasse/Baslerstrasse(Eingang Binningerstrasse)Allschwil
1.10.1957-1970 im Überbauungskomplex Hotel-Restaurant Bären(Familie Schönenberger,Architekt Arnold Gürtler)mit ca. 300 Plätzen-Betreiber Marti Thun,Seiler-Umnutzung Tonstudio,Proberaum Stadttheater Basel+Regiogemeinde

LÖWEN
Landstrasse 64 Möhlin
1928-31.12.1971 Kinoneubau mit 150 Plätzen neben Gasthof Löwen-Umbau 1949(200 Plätze)+1956-Familie Heinzmann(-Lustinger)-Umnutzung Sportcenter

CENTRAL
Zunzgerstrasse 4 Sissach
31.12.1927-18.6.1972(geschlossen 20.5.1968-5.9.1969 wegen Totalrenovation-die neue Projektionsmaschine und Bestuhlung wurde später vom Kino Palace übernommen)Kino-,Wohn-+Geschäftsneubau mit 150 Plätzen-Schwald,Kocher und Co+Familie Schwald-Umnutzung ,Christian Scientists’

IRIS
Burggartenstrasse 6 Pratteln
17.3.1948-18.6.1972 Kinoneubau mit Wohnungen(Architekten Brodtbeck & Bohny)mit 300 Plätzen-Familie Affolter,Betreiber Gass(Kino AG)+Weiss-Umnutzung Lebensmitteldiscount,Möbelladen+Brocki

UHU
Kasernenstrasse 24 Liestal
28.12.1929-23.12.1973 Kino-,Wohn-+Geschäftsneubau(Architekten Brodtbeck & Bohny)mit 600 Plätzen-Familie Affolter-Umnutzung Lebensmitteldiscount,Spielsalon+Ladengeschäfte
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ATHINA
Hauptstrasse 58 Muttenz
15.1.1960-31.12.1981 in umgebautem Coiffeur-+Kaffeegeschäft neben Restaurant Rössli(Architekt Hans Stöferle)mit 400 Plätzen-Familie Reize-Galatis-Umnutzung Denner


DU PARC
Roberstenstrasse 8 Rheinfelden
5.11.1946-1.8.1982-Kinoneubau mit 230 Plätzen(Architekt Franz Schüpbach)-4 Betreiber(1961-1982 Max+Klara Schneider)-Umnutzung 'Freie Christen-Gemeinde'+Musikschule-2003 Neubau Migros


KINO DORNACH

Amtshausstrasse 8 Dornach beim Bahnhof
13.10.1953-1.1.1984 Kinoneubau(Architekten Groeflin & Muralda)mit 270 Plätzen-Betreiber Kino-Betriebe Otto Strobel(Immociné AG)+(letzte Jahre)Bill-Umnutzung Goetheanum+,Puppentheater Felicia’-Wiedereröffnung im ,Neuen Theater Dornach’ 18.6.2001-3.11.2002(Betreiber Simon Wyss)


MODERN/LAUFEN/
BILL

Baselstrasse 20+Baselstrasse 22 Laufen(seit 1954) im Volksmund als Kino Bill
1927-17.5.1987(1927-1941 als Cinéma Modern mit 110 Plätzen,1922-27 als Sternen-Kino im Gasthaus Sternen)-1941 Neubau mit 200,später 256 Plätzen(1946 Einbau Balkon)Baselstrasse 20-1954 Neubau mit 357 Plätzen Baselstrasse 22(Renovation 1983)-(seit 1936)Familie Bill-Messerli+(seit 1958)Familie Bill-Weber-Neubau Wohnhaus und Polizeiposten

MARABU
Schulgasse 5a Gelterkinden (an der Ochsengasse 6 gab es im Gasthof Ochsen bereits von 1919-1935 Kino-Besitzer Gutekunst,Ferlin)
31.12.1956-28.6.1987 im Hof des alten Dorfschulhauses(Architekt Ernst Mangold)mit 327 Plätzen-Familie Staeheli,Betreiber Gass(Kino AG)+Fässler-Juli bis September 1987 gescheiterte Weiterführung(Betreiber Bruno Ugazio+Peter Jakob)-30.11.2000 Wiedereröffnung im Kulturraum Marabu(Programmation Cinéma Sputnik)
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BÖLCHEN/PALACE
Felsenstrasse 3a Sissach beim Bahnhof
9.2.1928-31.12.2007 Anbau an Restaurant Bölchen(Architekt Ed. Schmid)mit ca. 200 Plätzen-Familie Senn+(seit 1935)Schuhmacher(als Palace)-Umbau 1981(108 Plätze-Übernahme der Projektionsmaschine und Bestuhlung des gut 10 Jahre zuvor renovierten Kino Central)-Wiedereröffnung 12.11.2008(Betreiber Oscar Schönenberger)
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ORIS
Kanonengasse 15 Liestal
8.10.1957 Neubau mit Gasthof Rebstock(Architekt Walter Bühler)mit 320 Plätzen(heute 220)-Familie Affolter,Familie Gass(Kino AG),(seit 1987)Betreiber Lüthi+(seit 2002)Beck
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Kino-Kirche Breitenbach




Marabu Gelterkinden
   
Uhu Liestal

`Jeden Abend warten 220 Plätze, davon 78 auf dem mit blauen Sesseln neu bestuhlten Balkon, darauf, von Kinobegeisterten für zwei, drei Stunden erobert zu werden. Und jeden Abend bleiben nur allzu viele Plätze in dem grossen Kinosaal an der Liestaler Kanonengasse 15 verwaist zurück. „Der Film Titanic“, schwelgt Oris-Pächter Werner Lüthi in angenehmste Erinnerungen, „war der letzte grosse Erfolg. Siebzehn Wochen lang versank Leonardo Di Caprio jeden Abend mit dem einst stolzen Schiff in unserem Kino. Der Run auf die Kasse war zeitweise kaum zu bremsen.“ Bereits beim Betreten des kleinen Kassenraumes wird das Kinopublikum in eine nostalgisch schöne Welt eingelassen. An der Wänden Bilder berühmter Kinogrössen wie James Dean, Charles Bronson oder Barbara Streisand und lauter rote Teppiche. In den Filmvorschaukästen prangen Plakate von künftig zu sehenden Filmen, auch die der neusten Star Wars-Episode. Neben der Kasse lädt eine kleine Kaffeebar zum Verweilen und wer Lust auf süsse Snacks hat, wird hier wohl auf seine Kosten kommen.
„Wir brauchen das Publikum mehr, als es uns“, sind sich Werner Lüthi und seine Frau Dora bewusst. „Es ist die Liebe zum Film, die uns mit den Kinobegeisterten verbindet“, philosophiert Kino-Experte Lüthi weiter, „und deshalb sind auch alle herzlich willkommen.“ Da sich das Kino Oris, wie alle anderen auch, dem Kampf mit einem neu gearteten Freizeitverhalten zu stellen hat, versucht der ausgebildete Film-Operateur möglichst vielen Bedürfnissen gerecht zu werden (…) War das Kino früher ein vielbesuchtes Kinocenter, ist es heute eher ins Hintertreffen geraten. „Die Video-Konkurrenz, aber auch die Internet-Surf-Generation schaden dem Kino. Vorwiegend das jüngere Publikum bleibt bedauerlicherweise mehr und mehr aus“, trauert Werner Lüthi besseren Zeiten nach. Sorgen bereiten ihm auch die geplanten Multiplex-Kinos in der Region (…) „Die Zeiten der wochenlang vollen Kinosäle sind vorbei. Was uns bleibt, sind Erinnerungen und ein dankbares Publikum, das auch heute noch das freundliche Grüezi und herzliche Aufwiedersehen in einem altehrwürdigen Landkino zu schätzen weiss“ `

(Das Oris strahlt nostalgischen Charme aus) Charles Martin BaZ vom 11.8.1999

`Die eigentliche Blütezeit erlebte Schuhmachers Landkino jedoch in den sechziger Jahren. Schuld daran waren die etwa 300 in Sissach wohnenden Saisonniers aus Italien. “Es gab damals nämlich noch keinen TV-Empfang italienischer Sender in Sissach“, verrät Schuhmacher. So liess Vater Schuhmacher also eigens für sie italienische Produktionen über die Leinwand flimmern, und die Saisonniers dankten es ihm mit fleissigem Kinobesuch`
(Als das Sissacher Palace heiss begehrt war) Charles Martin BaZ vom 10.8.1999


Das noch unter dem Namen Bölchen mit dem Stummfilm 'König der Könige' eröffnete Gebäude war vorher ein Lagerplatz gewesen, dessen Futterkrippe im Keller blieb. Im Kino des damaligen Besitzers Karl Senn wurde die Begleitmusik auf einem elektrischen Klavier gespielt und Geräusche dafür auf Blechbündeln und ähnlichen Instrumenten produziert. Die Eintrittspreise lagen zwischen Fr. 1.10 bis Fr. 1.50. Einmal trat ein bekannter Hypnotiseur auf. Im Jahre 1932 war die Filmschauspielerin Anna Hannemann zu Gast, die im Film 'Mädchen werden nach Südamerika verschleppt' eine Hauptrolle spielte.
traum kino basel
traum kino basel
mit freundlicher Genehmigung Homepage Cinéma Oris

Oris+Palace (mit Peter Schuhmacher)
die letzten Mohikaner des Baselbiets


`1961 hatten die Schneiders als vierte Betreiber das Kino aus der Konkursmasse des früheren Besitzers übernommen. “Unsere besten Kunden waren am Anfang die Italiener“, erinnert sich Klara Schneider. “Bei den Italiener-Filmen war die Bude immer voll. Ich war an der Kasse und mein Mann hat vorgeführt“, erzählt sie. Aber selber hat sie sich die Filme nie angesehen, dafür kannte sie beinahe alle Kunden persönlich: “Mit den meisten habe ich ein sehr gutes Verhältnis gehabt und einige kommen heute noch gelegentlich bei uns vorbei. “ „Wenn einer ein Anliegen gehabt hat oder Kummer mit der Freundin, ging er zu meiner Frau“, bestätigt Max Schneider. Aber einige machten auch Schwierigkeiten, so dass anfänglich des öfteren die Polizei gerufen werden musste. “Prügeleien um Frauen, “raunt Klara Schneider mit einem vielsagenden Blick. “Und eine Sauerei war das manchmal unter den Sitzen“(…)220 Plätze hatte das Kino, aber gelegentlich sassen gegen 250 drin, “manche auf leeren Coca-Cola-Kisten“, erzählt Schneider. Das war dann wohl die fünfte und billigste neben den vier offiziellen Platz-Kategorien, die es damals gab. “Ja, 2.20 Franken kostete 1962 der teuerste Platz, ein Franken der billigste“, erinnert sich Schneider. Zu meinen Lieblingsfilmen gehörte damals ,Spiel mir das Lied vom Tod’, ebenso wie ,Die zehn Gebote’ oder ,Ben Hur’. “Aber zu jedem dieser Monumentalfilme musste man zehn ,Schwarten’ nehmen“, ereifert sich der 80-Jährige`
(Begegnungen im Fricktal Max+Klara Schneider des ehemaligen Kinos in Rheinfelden) Doris Fischer BaZ Fricktal vom 9.10.2001
 
     
 
`Damals, als die aufgeregten Japaner mit Lippenverzögerung Italienisch durcheinanderbrüllten, halfen uns die deutschen Untertitel mehr schlecht als recht wieder auf die Spur des Godzilla-Ablegers. Aber das Abenteuer bestand ja nicht im Monsterfilm allein. Erstens gab es da ja noch einen zweiten Film fürs gleiche Geld, und zweitens war der Kinobesuch im Nachbardorf Sissach schon ein Abenteuer für sich. Da war nicht zuletzt die Frage, ob Vater ,Babbeli’ Schuhmacher uns Kleinjährige überhaupt einlassen würde. Und falls ja, ob wir es in unserer Begeisterung wieder schaffen würden, eine Stuhlreihe aus ihrer Verankerung zu zappeln. Dann würde ein aufgeregter Schuhmacher wieder den Film anhalten und mit einem riesigen Schraubenzieher zum Rechten sehen.
Damals, in den siebziger Jahren, hatte das kleine Kino wechselndes Geschick. Die vielen italienischen Gastarbeiter, welche am Autobahntunnel gearbeitet hatten, waren nach Hause geschickt worden, an den Teenagern war nicht viel zu verdienen. Immerhin war der Filmmarkt noch nicht so ausgetrocknet. Video war erst in den Startlöchern, und noch gab es diese abenteuerlichen Filmchen, die heute nur noch auf Magnetband zur Auswertung kommen`
(Der Charme der Brotlosigkeit/Er liebt sein Kino und geht nachts in einer lokalen Grossbäckerei dafür arbeiten) Michael Sennhauser SonntagsZeitung von 1996



mit freundlicher Genehmigung Foto Privatarchiv Peter Schuhmacher
`Der Abspann läuft und die Wandbeleuchtung wird heller. 15 Leute schälen sich aus ihren bequem-samtenen Thronen und verschwinden wortlos in die Nacht hinaus. Peter Schuhmacher kann zufrieden sein: Pro Vorführung 15 Eintritte, und er hat immerhin seine Kosten gedeckt. Verdient aber haben er und seine Familienangehörige keinen Centime. Wenige Stunden später, frühmorgens, steht er in Bäckerhosen an der Teigmaschine der Gemeinschaftsbäckerei und verdient dort vollamtlich seine Brötchen. Damit er es sich leisten kann, abends wieder im Operationsraum zu sitzen. Das Kino ist sein Hobby (…)
Schuhmacher weiss, dass er sich mit seinem Sissacher Kino jenseits aller gängigen Rentabilitätspfade bewegt. Wäre da nicht sein ungebrochenes Engagement und jenes seiner Familienangehörigen, dem einzigen noch real existierenden Oberbaselbieter Kino wäre längstens das Licht ausgeblasen worden. Trotzdem: auch wenn für sich und seinesgleichen kein Lohn abfällt, bewegt sich der 62jährige Filmfreak dauernd auf der Schwelle zwischen Sein und Nicht(mehr)sein. Denn das Filmgeschäft ist gnadenlos. Und es funktioniert nach brutalen Regeln: Schon eine Handvoll Filme, die gut laufen- will heissen gut besucht werden- können vier Fünftel der Jahreseinnahmen ausmachen. Mit den anderen 50 Filmen, so Schuhmacher, werde ,nur leeres Stroh gedroschen’. Während 1994 mit Filmen wie Lion King, Mrs. Doubtfire oder Schindlers List vergleichsweise gut gelaufen ist, wartet Schuhmacher seit Anfang Jahr mit Herzklopfen auf einen solchen Knüller. Sollten sich diese heuer nicht zeigen, würde dies einen Einbruch um ein Drittel bedeuten.
Immerhin: Peter Schuhmacher hat mit Höhen und Tiefen leben gelernt. Längst verschwunden sind auch seine Illusionen von wegen Renaissance des Landkinos. Zu stark sei die Konkurrenz von TV, Video und Leinwänden in der Stadt. Hinzu kommt die Hektik in der Branche, die ihm stark zu schaffen macht. Schuhmacher: „Ich habe praktisch keine Möglichkeit mehr, einen Film auszuwählen. Ich kann froh sein, wenn ich rechtzeitig an einen erfolgreichen Film herankomme, bevor dieser niemand mehr in die Kinos lockt“. Ein Film altert rasch.
Zweieinhalb Monate nach seiner Premiere ist selbst ein Renner so gut wie gelaufen und das Publikumsinteresse ist erlahmt, weiss Schuhmacher. Eine kurze Zeit, umso mehr, als er als ,kleiner Fisch’ im Teich noch jene Brosamen zu fressen hat, die ihm die anderen übrig lassen. Unter diesen Umständen kann er froh sein über die Zusammenarbeit mit dem Liestaler Kino Oris. Häufig übernimmt er Premierenfilme, die dort gezeigt werden, gleich anschliessend in sein Programm. Dieses Abkommen hat ihm schon oft eine ,Rosine’ beschert, ihm aber auch schon des öfteren ,Würmer’ eingetragen. Eines sei hier klargestellt: Bei den Würmern handelt es sich nicht um a priori schlechte Filme, nur um solche, die weniger einspielen als sie kosten. Und das ist sehr rasch der Fall. Ein kleines Kino wie das Palace muss 30 Prozent der Einnahmen an den Verleiher abgeben, mindestens aber eine Garantiesumme zwischen 400 und 500 Franken. Schafft es Schuhmacher, einen Film noch in der Premierenphase (28 Tage) zu zeigen, sind gar 50 Prozent fällig. Nicht selten also geht die Rechnung nicht auf. Praktisch unmöglich geworden ist es für Schuhmacher, Reprisen zu spielen: „Bevor ich an eine Reprise herankomme, ist diese bereits im Fernsehen gelaufen“. Zudem sind auch diese Filme nicht unter 500 Franken Grundgebühr zu haben. Take it or leave it!
Ein weiteres Handicap sind die strengen Auflagen der allmächtigen Verleihfirmen. So wird ein Film erst freigegeben, wenn sich der Kinobetreiber verpflichtet, einen Film zum Beispiel 14 Tage hintereinander zu zeigen. So bleibt Peter Schuhmacher keine andere Wahl, als zähneknirschend zu akzeptieren. Unter diesen Umständen ist es ihm auch nicht mehr wie früher möglich, sich seiner Leidenschaft, dem Studiofilm, zu widmen.
Der Staat sei es, so Schuhmacher frustriert, der die Preise indirekt hochgetrieben habe, indem er zum Beispiel dem Sputnik in Liestal finanziell unter die Arme greife. Auch er habe vor Jahren einmal beim Staat angeklopft. Ihm sei aber bedeutet worden, sein Programm sei zu kommerziell. Man habe in Liestal schlicht übersehen, dass er nur so überleben könne: „Wenn ich unterstützt würde, könnte ich spielen, was gewünscht ist“. Ein wahrer Teufelskreis ist das`
(Faszination Kinoleinwand- 60 Jahre Dynastie Schuhmacher im Cinéma Palace) Volksstimme Sissach vom 29.9.1995

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