traumkino basel

LA SCALA HAGENTHAL-LE-BAS (Fotografie Tobias Indermühle– Herzlichen Dank an den Besitzer Alain Aman)
49 Avenue de Souprosse Hagenthal-le-Bas/Canton de Huningue
1949-1997 (Totalrenovation 1983) mit 200 Plätzen (160) - Familie Aman


Licht wurde mit Kohlenstäben erzeugt. Das 'Lampenhaus' im Projektor war mit einem Hohlspiegel ausgerüstet. Der elektronische Funken, der von einer Elektrode zur anderen übersprang (Lichtbogen), war Lichtquelle für die Projektoren. Die Kohlenstäbe mussten in konstantem Abstand gehalten werden: Waren sie zu nahe zusammen, wurde das Bild gelb, liefen sie zu weit auseinander, ging es aus. Der Operateur hatte die Gleichmässigkeit während des Filmes zu überwachen. Wegen der Kohle war die Kabine mit einer Ventilation ausgestattet. 1983 wurden aus Basel die Maschinen des Alhambra (Palermo?) übernommen und lösten die Kohle-Lichtbogentechnik ab.


Miko lieferte aus den Vogesen für ganz Ostfrankreich. Nach Vorfilm, der Fox-Wochenschau, Trailern und Werbung gab es 15 Minuten Pause (l’entracte). Junge Frauen des Dorfes, welche als Platzanweiserinnen arbeiteten, servierten über einen Bauchladen Süssigkeiten. Die Männer hatten Zeit, in der Wirtschaft ein Bier zu trinken.
 
Die verkauften Eintritte mussten wöchentlich an das Centre nationale de la cinématographie (CNC) in Paris gemeldet werden. Die Kasse besorgte Mutter Aman. Auf ihren Namen lief auch der Betrieb, denn der Vater als Staatsangestellter durfte keinem zweiten Erwerb nachgehen.
 
1983 erfolgte unter der Regierung Mitterrand und Kulturminister Jack Lang die Gründung der 'Agence pour le développement régional du cinéma' (ADRC) : Während die Landkinos vorher hinter den Gross- und Mittelstädten zurückgestanden hatten, liefen durch Subventionen Kopien jetzt in grösserer Stückzahl an (sortie nationale) und konnten in Hagenthal zum Teil mit Paris und manchmal vor Basel starten.  
Gespielt wurde abgesehen des Schulferien-Programmes für Kinder freitags-, samstags- und sonntagabends mit einer Nachmittagsvorstellung am Sonntag. Im Juli war das Kino geschlossen. 1959 tauchten in den Wirtschaften gerade die ersten Fernseher auf. Die Blüte der 60er Jahre, als Kino im bescheidenen Unterhaltungsangebot der Dörfer modern war, brachte Geld, von dem man Jahre danach zehrte. Deutsche Lustspiele oder Heimatfilme waren auch unter den Elsässern beliebt. Exklusiv hatte das Kino für 'Art et Essai' einen Namen. Die Filme wurden über Vertreter und später direkt bei den Verleihern bezogen. 50% der Einnahmen gingen zurück.

CINÉMA LE SUNDGAU DURMENACH (Fotografie Tobias Indermühle– Herzlichen Dank an den Besitzer Georges Burger)
23 Rue de L'Ill Durmenach/Canton de Ferrette
1932-1984 mit ca. 300 Plätzen inkl. Balkon (Umbau 1946) - Familie Burger
1928 zogen Wanderkinos durch das Sundgau. Die Vorführungen in überfüllten Gasthäusern und Gemeinderäumen ermunterten die Familie, ein festes Kino zu versuchen. Bauer und Beizer Burger schloss an Wirtschaft und Hof einen Saal an. Obwohl in Basel der Tonfilm Einzug gehalten hatte, erinnert das erhaltene Klavier im Gasthaus, dass die Filme der ersten Jahre begleitet waren.
Der Grossvater entzog sich wie viele Elsässer dem Einzug der deutschen Armee. Die Familie wurde als Repressalie nach Deutschland zur Zwangsarbeit deportiert. Während dem Krieg diente das Kino den Besatzern als Lager für Esswaren und Zigaretten. Georges Burger begann in den 60er Jahren als Getränkehändler. Wenn er an Samstagen mit seinem Wagen von den Lieferungen endlich heimkam, standen die Besucher bereits Schlange und der zweite Berufstag begann. Deutsche und Österreichische Heimatfilme waren auch in Durmenach beliebt. Er beobachtete einen Müssiggänger aus dem Kabinenfenster, der sechs Jahre als Vorführer blieb. Die Anlehrzeit betrug mehrere Monate. Es war schwierig, Personal für die Spielzeiten an den Wochenenden zu finden. 1978 fanden nach einem schweren Brandunglück in Grenoble Kontrollen statt. Maire, Feuerwehr und Gendarmerie stellten keine Gefährdung fest, obwohl sich später herausstellte, dass Wände und Decke aus Asbest waren.

Anfangs 1980 stand eine Renovation an. Das Parterre blieb leer und konnte im kalten Winter 1984 für die Getränke als Ablage genutzt werden. Georges Burger hatte an Sonntagen von nun an immer frei. Die Extrafahrten des Busses aus Attenschwiller, Pfetterhouse, Hirsingue wurden eingestellt. Das Kino ging nicht mehr auf. Ein passionierter Operateur hielt die Projektoren instand.



Im damals zum Deutschen Reich gehörenden Grenzort Saint-Louis haben verschiedene Gasthäuser in ihren Lokalitäten Filme gezeigt, so zuerst die Bayrische Bierhalle an der Rue de Huningue (heute Crédit Agricole), dann das Hotel de Paris (Cinéma Alsa) an der Rue de Belfort (Avenue du Général de Gaulle Nummer 18) und das Hotel Simon an der Rue de Bâle 23 (Cinéma Marendaz), aus dem mit Aufkommen des Tonfilms als (eigentlicher) Kinobau das von der Familie Dirrig geführte Cinéma Moderne hervorging. Das Cinéma Moderne verfügte über einen Balkon und insgesamt 350 Plätze. Film gab es ab 1946 auch in Bourgfelden (Familie Lechleider) an der Rue du Maréchal de Lattre de Tassigny 21 im umgebauten Tanzsaal des Restaurant-Hotel À la Couronne d`Or: gespielt wurde von Freitag bis Sonntag. Nach dem Ende des Moderne am 19. Dezember 1971 und der kommerziellen Vorführungen in Saint-Louis ergriff schliesslich die Gemeinde die Initiative. Zwischen 1990 und 1999 fanden als Cinéma Athmosphère Vorstellungen im 1. Stock des Centre Culturel an der Rue du Dr. Hurst statt. Am 1. Dezember 1999 hat im Zentrum die Coupole mit drei Sälen die Fortsetzung übernommen. Kino gab es auch in den Nachbarorten Hégenheim (Cinéma Paroissial) und Huningue, das 1930 mit 700 Plätzen eröffnet hatte, sowie in Ferrette (für Hagenthal und Durmenach siehe oben).

Hagenthal und Durmenach, April 2007

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